Die Königlichen Paraderäume von August dem Starken
Zunächst möchten wir uns bei den Restauratoren Sylvia Putzschke der Glasmalerei Kröhnke, Andre´ Meyer Holzrestaurierungen und Hans-Christoph Walther bedanken. Ohne der herausragenden Vorarbeit, wäre unsere Arbeit deutlich schwieriger gewesen.
Wir waren beauftragt die historischen Spiegelflächen der Paraderäume zu rekonstruieren und vor Ort zu montieren. Dabei wurden zwei Arten von Spiegeln verwendet, zum einen Zinnamalgam-Spiegel welche durch uns hergestellt wurden und zum anderen gesputterte Zinnspiegel, welche vom Fraunhofer Institut Dresden(FEP) entwickelt und produziert wurden.
Rekonstruktion der nicht mehr vorhandenen Spiegelflächen.
Das Fraunhofer Institut führte 2005 eine Untersuchung zur Bestimmung der Glasfarbe durch, damit die rekonstruierten Spiegelflächen farblich den Originalen so nah wie nur möglich kommen. Dieses spezielle Glas wurde aus nur einer bestimmten Glashütte importiert.
Zur Rekonstruktion verwendeten wir herkömmliches Floatglas, welches sehr glatt ist. Trotzdem ist es das bestmögliche Basisglas. Spiegelglas, welches am Anfang des 18. Jahrhunderts hergestellt wurde, erzeugt immer ein leicht verworfenes Spiegelbild, da es grundsätzlich gewalzt, geschliffen und poliert war. Somit konnte die Glasoberfläche niemals zu 100 % eben sein. Damit die neu produzierten Gläser ebenfalls eine historisch anmutende Oberfläche erhalten, bearbeiteten wir das Basisglas auf der Oberseite aufwendig, um eine leichte Welligkeit zu erzeugen. Wir lieferten für alle Spiegel in den Paraderäumen das Spiegelglas.
Weiterhin waren wir beauftragt...
die verlorenen gegangenen oder zerbrochenen Spiegel zu ergänzen. Einige der noch vorhandenen Teile waren so stark korrodiert, das ebenfalls eine Neuanfertigung durch uns notwendig war. Für die Neuanfertigung war eine aufwändige Technologie erforderlich. Die Ornamente wurden, anders als bei der heutigen Sandstrahltechnik, wurde mit einem speziellen Glasrädchen in die Vorderseite radiert. Für die dreidimensionalen Darstellung, wurden die Schliffmuster teilweise matt geschliffen und glasklar poliert.
Dabei wurden die Verzierungen originalgetreu nachempfunden. Außerdem wurden die handgeschliffene Facetten des venezianschen Spiegels durch uns angeführt. Die einzelnen Spiegelteile wurden verschraubt und sitzen in mehreren Schichten übereinander.
Für die Verspiegelung der Spiegelgläser haben wir unsere Zinnamalgambeschichtung verwendet.
Nach erfolgreicher Rekonstruktion der Paraderäume können die Besucher das Herzstück des Dresdner Residenzschlosses bewundern.
In der Sendung "Umschau" vom MDR wurde über die Rekonstruktion der Paraderäume berichtet. Zum Bericht
Zur Geschichte der Paraderäume
Bereits vor 300 Jahren wurden die Paraderäume eröffnet. Als Anlass hierfür nahm August der Starke das einen Monat andauernde Hochzeitsfestes im September 1719 seines Sohnes Kurprinz Friedrich August und der Kaisertochter und Erzherzogin Maria Josepha. Aus diesem Anlass lies der Kurfürst neun Paraderäume errichten, welche sich im Westflügel des Residenzschlosses befinden. Zur Raumfolge des Appartment gehören ein Ecktafelgemach, zwei Vorzimmer, das Audienzgemach mit Thron und das Paradeschlafzimmer mit einem imposanten Imperalbett.
Die Krönungsfigur macht den Besuchern der Paraderäume eine persönliche Begegnung mit dem Kurfürst August dem Starken möglich. Diese stellt den Kurfürstn mit dem römischen Krönungsornat, den Insignien und dem nach dem Leben geformten Antlitz dar.
In den Rüstkammern bilden die überlieferten Staatsgewänder von August dem Starken, welche die dynastischen und politischen Ereignisse seiner Regierungszeit eindrucksvoll vor Augen führen, eine weltweit einzigartige Kostbarkeit barocker Textilkunst. An keinem anderen Ort wie in Dresden, ist diese Kleiderpracht in solch hervorragender Qualität überliefert.
Auch die Leidenschaft des Kurfürsten zum weißen Gold wurde bedacht. Diese ist im rekonstruierten Porzellankabinett im 100 m² großen Turmzimmer im Hausmannsturm zu bewundern.
Die rund 300 Spiegel spielten zu der damaligen Zeit eine sehr wichtige Rolle. Sie dienten unter anderem als Lichtquelle, da Kerzen zu dieser Zeit noch sehr teuer waren und das gespiegelte Licht die Räume zusätzlich erhellte.
Die erhaltenen originalen Ausstellungsstücke wie zum Beispiel französische Marketerie-Möbel und vorzügliche sächsische Bildhauermöbel aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums, originale Supraporten- und Wandgemälde in Verwaltung der Gemäldegalerie Alte Meister aber auch Fragmente von amelierten und geschliffenen Spiegelrahmen sowie Wand- und Deckenleuchten aus dem Landesamts für Denkmalpflege verwalteten Sicherungsbestandes des Residenzschlosses zeugen von der unglaublich hohen Qualität der Einrichtung zur Zeit August des Starkens und erzählen gleichzeitig auch von der bewegten Geschichte des Paradeappartments.